Sein eigenes Skateelement mit der Hilfe einer einzigen Box bauen, wir machen es möglich. Die Rückeroberung des öffentlichen Raumes, Selbstverwirklichung, Intervention, Guerilla Skating und das Aufmerksam machen auf aktuelle Probleme in der Stadt sind Grundideen dieser Box und sollen durch diese unterstützt werden. Die Initiative kommt somit unmittelbar von den zukünftigen Nutzern und Ideen können ohne Umwege über Behörden und langer Bearbeitungsprozesse umgesetzt werden. Nach dem Bottom-up Prinzip können Ideen und Verbesserungsvorschläge effektiv an die Verantwortlichen kommuniziert werden.
Jeder Skater kann in den nächstbesten Park fahren und dort die vorhandenen Obstacles fahren. Aber wer kann schon von sich behaupten seinen eigenen Spot gebaut zu haben? Durch die Box kann jeder zum urbanen Aktivisten werden. Egal wo, egal wann, egal wie, Ihr habt das Sagen. Dir ist der Weg zur Schule/ Uni oder Arbeit zu langweilig? Dann bau dir an den bestgeeigneten Platz z.B. ein Curb oder einer kleine Transition an der Unterführung um dir den Wallride zu erleichtern! Der Park bei dir um die Ecke benötigt mehr Schwung um höher und weiter aus der Bank zu springen oder einfach mehr Flow? Dann bau dir einen Wobbel! Durch den Eigenbau wird die spätere Nutzung garantiert und die Arbeit am individuellen Projekt schweißt die beteiligten zusammen. Außerdem wird niemand seinen eigenen Skatespot verdrecken lassen oder Vandalismus aussetzen.
Die Box steht auf einer Europalette (80x120cm) und ist Ca. 120cm hoch. In ihr befindet sich das gesamte Material und Kleinwerkzeug inklusive Schutzkleidung. Für den Bau des Elements werden ca. zwei Tage Benötigt. Allerdings ist die Zeit für das Abbinden und Aushärten zu berücksichtigen.
Die Palette der Box wird als Untergrund genutzt. Dadurch wird Beton gespart und das Element ist auch noch mobil. Beispielsweise kann es mit einem Hubwagen verschoben werden. Um den Beton in seine Form zu bekommen, werden Holzbretter als Schalung verwendet. Diese können später auch zum Bau einer kleinen Bank oder Kicker beitragen. Der Beton wird aus Fertigestrich hergestellt. Das heißt es muss nur noch die richtige Menge Wasser zugegeben und gut vermischt werden. Dazu befinden sich in der Box ein Rührwerk und ein Mörtelkübel. Der flüssige Beton wird in die Schalung gegossen und z.B. mit einer einfachen Holzlatte gut verdichtet. Mit speziellen Betonkellen wird der Beton nach einer gewissen Zeit glatt gestrichen. Wenn der Beton genug Festigkeit erreicht hat, kann die Schalung abgenommen werden. Jetzt nur noch abwarten, bis das Obstacle geskatet werden kann.
Bei dem diesjährigen urbanize!-Festival (02.-11. Oktober 2015) in Wien haben wir die Box erstmalig zusammengepackt und anschließend ein Curb gebaut. Das Festival dreht sich um die Erkundung von Perspektiven eines kooperativen Urbanismus. Workshops, Stadterkundungen, Vorträge und Diskussionen, Filme und künstlerische Interventionen erforschen eine in vielen Städten aufblühende Praxis, geprägt von Zusammenarbeit, Selbstermächtigung und dem Wunsch nach gesellschaftlichem Wandel. Seit Mitte September beherbergt die urbanize! Festivalzentrale nicht nur den Cooperative Playground, eine Mischung aus offenem Wissensraum, sozialem Labor, Werkstatt und Ausstellung, sondern dient auch einer Vielzahl an geflüchteten Menschen als Notunterkunft. Gemeinsam mit dem Roten Kreuz als Betreuungsorganisation wurde mit den TeilnehmerInnen des »Cooperative Playground Labors«, Festivalgästen, Publikum und vielen freiwilligen Helfern Theorie zur Praxis.
Nach Abschluss des Baus und Aushärten des Betons haben wir uns direkt ein paar Boards geschnappt – die uns Skate-Aid zur Verfügung gestellt hat – und sind in das Erstaufnahmelager für Flüchtlinge direkt nebenan gegangen. Die Kinder haben sich sofort auf die Rollbretter gestürzt und sind nach kurzen Fahrübungen zum Skatespot gekommen. Nach einer kleinen Unterrichtsstunde im Skaten wollten sie ihre Boards schon gar nicht mehr abgeben und das müssen sie auch nicht. Die Skateboards bleiben dauerhaft vor Ort!
Nochmal vielen Dank für die Unterstützung an Skate-Aid, deren Skateboards hier wirklich in gute Hände gegeben worden sind. Und falls jemand noch Equipment rumliegen hat, welches er/ sie nicht mehr braucht, kann dies jederzeit an Skate-Aid abgegeben werden, nur so können neue tolle Projekte ermöglicht werden!
Schon während des Baus wurde mit einigen lokalen Skatern im Innenhof gefahren. Alle waren so motiviert, dass wir zusätzlich zu dem Curb und der mitgebrachten Rail auch noch diverse andere Elemente wie z.B. Bank und Manualpad aus Holz gebaut haben. Oft sind neben interessierten Besuchern des Urbanize-Festivals auch Flüchtlinge herüber gekommen um Skateboards Probe zu fahren und sogar am Park mitzubauen. Es hat sich mal wieder gezeigt, dass der Skatesport ein Sport ist, der weder religiöse noch politische Unterschiede kennt. Skateboarding verbindet und wirkt insbesondere in der Orientierungsphase bei Jugendlichen extrem sinn- und identitätsstiftend. Es ist möglich den vor Krieg und Not geflüchteten Menschen eine neue Perspektive zu schenken und ihren Alltag mit einer sinnvollen Beschäftigung zu versehen, während sie auf die Bearbeitung ihres Asylantrages warten. Dadurch, dass jeder im Skatesport selbst gefordert ist sein Können zu verbessern und sich auf seine eigenen Fähigkeiten zu konzentrieren, kann das Selbstbewusstsein der Sportler deutlich gefördert werden. Dies ist unumgänglich um sich in einer vergleichsweise instabilen Lage zu orientieren und weiterzuentwickeln.
Das nächste Projekt mit dem SKATEPARK IN A BOX ist schon in Aussicht!
Siehe auch Betonlandschaften